Magazin NACHHALTIGKEIT
Ein Blick in das MagazinNACHHALTIGKEITErforschen – entwickeln – loslegen
Wir stellen Ihnen kreative und engagierte Menschen vor, die mit ihren Projekten unsere Welt ein Stück nachhaltiger machen – sei es auf dem Bauernhof, im Labor, im Supermarkt oder auf einem alten Bahnhofsgelände.
Lernen Sie ihre Geschichten kennen!
Die Geschichten
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Lesen Sie mehr zum Thema Nachhaltigkeit und den vorgestellten Projekten im aktuellen Magazin.Außerdem:
Christof Bosch im Interview
PLANEN FÜR DIE UNGEWISSE ZUKUNFT
Ein Gespräch über die nachhaltige Stadt von morgen
EIN MITTEL GEGEN POPULISMUS
Essay von Ottmar Edenhofer
BILDUNG FÜR MORGEN
Eine Initiative stärkt Schulen und Lehrer in Ländern südlich der Sahara
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AUS EINER HAND
DIE GANZE WELT IM GARTENAm United World College in Freiburg bereiten sich junge Menschen aus 90 Ländern auf das Internationale Abitur vor. Und lernen und leben dabei, was Nachhaltigkeit bedeutet.
Nachhaltigkeit...im Unterricht
Imelda aus Benin zeigt ihren Mitschülern aus aller Welt einen Film: Ihre Heimatstadt Cotonou unter Wasser, sie selbst watete durch die nassen Massen, lag danach drei Wochen im Krankenhaus.
Nachhaltigkeit...als Auftrag
"Nachhaltigkeit ist ein abstraktes Konzept", sagt er. "Wir werden nie zu einer nachhaltigen Gesellschaft, wenn die Menschen sich von der Natur entfremden."
Zusammenhänge verstehen, Größenordnungen erkennen – das sind die Lernziele am Freiburger UWC.
Nachhaltigkeit... im Garten
Nachhaltigkeitsbeauftragter Kellner fragt die Schüler dann gern, wie viele Menschen dieses Fleckchen Erde wohl ernähren kann. Alle 200 Schüler? Die meisten denken, ja. "Nein", erklärt er dann, "das reicht maximal für zwei Familien."
Nachhaltigkeit... im Schullalltag
In einem schulinternen Wettbewerb geht es darum, welches Schülerhaus am sorgfältigsten mit Energie umgeht.
In der Mensa des UWC gibt es zwei fleischfreie Tage pro Woche.
Nachhaltigkeit... auf dem Schulweg
Da beschloss er, die Rückreise ans UWC über Land anzutreten: 15.000 Kilometer, 24 Tage, um von Jakarta nach Freiburg zu kommen. In seinem Blog nennt er das "Urban Nomadizing".
Nachhaltigkeit...im Dialog
Im Südsudan herrschen Bürgerkrieg und Hunger. "Nachhaltigkeit passt einfach nicht zu dieser Realität. Die Leute kämpfen ums Überleben, sie brauchen Frieden, keine Nachhaltigkeit."
Um zuhause von ihrem neuen Wissen zu erzählen, muss Cecilia kreativ werden, denn für "Klimawandel", "Treibhauseffekt" oder "Nachhaltigkeit" gibt es in ihrer Sprache gar keine Wörter.
Mehr zur Schule auf www.uwcrobertboschcollege.de
IN KAIRO LIEGT DAS GELD AUF DER STRAßEÄgyptens Hauptstadt erstickt im Müll. Die Forscherin Sherien Elagroudy zeigt, wie sich mit Abfall Geld verdienen und die Umwelt schonen lässt. Sie ist ein Beispiel für die vielen exzellenten Wissenschaftler aus Afrika, die an der Zukunft des Kontinents mitarbeiten.
Eine Pionierin ihres Fachs
Das war vor 16 Jahren. Jetzt trägt sie als Fellow des globalen Wissenschaftforums "Next Einstein Forum" (NEF) ihre Überzeugung vom Wert des Mülls in die Welt: "Ich will, dass die Menschen umdenken."
60.000 Menschen
leben als Müllsucher in Kairo: Sie bescheren dem Land eine rekordverdächtige Recyclingquote und verdienen so ihren Lebensunterhalt.
60%
des Mülls in Ägypten werden eingesammelt, der Großteil davon landet auf Mülldeponien oder wilden Müllplätzen, ohne weiterverwertet zu werden.
22 Millionen Tonnen
häuslicher Abfall entstehen in Ägypten pro Jahr, jedes Jahr wächst diese Menge um rund drei Prozent.
Elagroudy leistet Überzeugungsarbeit
Sie hat die höchste Fördersumme eingeworben, die je in Ägypten vergeben wurde: 14 Millionen ägyptische Pfund für ein Exzellenzzentrum:
"Auf drei Stockwerken werden die Studenten Müll untersuchen und die Weiterverarbeitung verbessern", schwärmt sie. "Wir werden eine ganz neue Generation junger Menschen heranziehen mit einem besonderen Bewusstsein für die Müllproblematik."
Mehr zum Next Einstein Forum auf www.bosch-stiftung.de/nexteinsteinforum
HÜLLENLOSVor drei Jahren gründete Milena Glimbowski ein verpackungsfreies Lebensmittelgeschäft. Als ihr das Projekt über den Kopf zu wachsen drohte, gab ihr der Changemaker-Austausch mit anderen Sozialunternehmern neue Energie. Längst hat ihre Idee viele Nachahmer gefunden.
Die Idee entstand beim Kochen
2012 beschlossen sie etwas zu ändern. Sie schrieben einen Businessplan und sammelten per Crowdfunding 110.000 Euro Startkapital ein.
Aus der Idee wurde ein eigenes Geschäft
Neben dem eingesparten Verpackungsmüll hat das den zusätzlichen Effekt, dass sie keine vorgegebenen Mengen kaufen müssen und weniger Lebensmittel wegschmeißen.
Auf den Erfolg folgte die erste Krise
Sie stand hinterm Tresen, führte Buch, gab Bestellungen auf, recherchierte Produzenten, sechs Tage die Woche.
Neue Impulse gab es von Gleichgesinnten
Das Programm bringt junge soziale Innovatoren aus Europa, der Türkei, Nordafrika und Asien zusammen. Sie alle arbeiten an innovativen Lösungen für soziale, ökologische oder gesellschaftliche Probleme in ihrem Umfeld. Bei Treffen entwickeln sie ihre Initiativen und Geschäftsmodelle weiter.
"Zu sehen, dass es Leute in meinem Alter gibt, die ähnlich ticken, die gleichen Werte vertreten und schon etwas gerockt haben, hat mich beeindruckt und motiviert", sagt Glimbowski.
Heute hat sie neue Ziele
Mittlerweile ist Milena Glimbowski nur noch selten in ihrem Laden, ein Filialleiter regelt das tägliche Geschäft. Sie entwickelt inzwischen neue Ideen für ihr Hauptanliegen: Die Vermeidung von Müll und das verpackungsfreie Einkaufen.
Mehr zum Projekt www.changemakerxchange.com
BODEN GUTMACHEN FÜR DAS KLIMAEin Tag im Matsch, ein Tag im Labor: Das Gymnasium Gengenbach schickt seine Schüler im Rahmen des Projekts "Our Common Future" auf einen Biobauernhof und an die Hochschule Offenburg. Dort lernen sie, wie man aus Stroh Kohle macht – und warum das dem Klima hilft.
1. Proben nehmen
Shane dreht den Erdbohrstock in den Untergrund. Dennis geht ihm mit beherztem Riesenhammerschwung zur Hand. Yannik kratzt die Erdprobe und einen halben Regenwurm aus dem Bohrstock. Justin protokolliert das Ergebnis in einer Liste.
Shane Hartnett15 Jahre, 9. Klasse:
2. Sammeln
Tatjana Ramsteiner13 Jahre, 8. Klasse:
3. Feuer frei
Weil die Schüler ununterbrochen weiteres Stroh und Heu, weitere Pflanzenreste draufschichten, fehlt der Biomasse zum Brennen der Sauerstoff. Was brennt, ist lediglich das aus ihr entweichende Gas.
Was zurückbleibt, ist stabiler Kohlenstoff.
Eva Schmider13 Jahre, 8. Klasse:
4. Untersuchen
In der 200-fachen Vergrößerung können sie das verkohlte Holzskelett der Biokohle erkennen. Auf kaum vorstellbare 300 Quadratmeter Oberfläche kommt ein einziges Gramm Biokohle. Viel Platz für Wasser und Nährstoffe, Mikroorganismen und Schwermetalle.
Biokohle kann den Effekt der Klimaerwärmung abschwächen
Mit diesen Eigenschaften tut die Biokohle nicht nur dem Boden, sondern auch dem Klima gut.
Der Kohlenstoff, der etwa im Heu enthalten ist, würde, wenn man es verfüttert oder kompostiert, durch Verdauung oder Verrottung rasch als CO₂ in die Luft gelangen. Bei der Verkohlung dagegen wird der Kohlenstoff langfristig gebunden und der Atmosphäre entzogen.
Yannik Kälble15 Jahre, 9. Klasse:
Gemeinsam an der Zukunft forschen
Die Kooperation soll nachhaltig Eindruck machen. Damit sich mehr Schüler dafür begeistern, nach dem Abitur den Weg in die Naturwissenschaften einzuschlagen – und so, in einem zweiten Schritt, einen Beitrag dazu leisten, dass unsere Wirtschafts- und Lebensweise nachhaltiger wird.
Franziska Offensperger 13 Jahre, 8. Klasse:
Mehr zum Projekt auf www.bosch-stiftung.de/ourcommonfuture
"NICHTS LOS AUßER DEM BAHNHOF"In Anklam etabliert sich ein besonderes Jugend- und Kulturzentrum: der Demokratiebahnhof. Er füllt Lücken, die eine Stadt haben leer werden lassen – und macht das Leben wieder lebenswerter.
Landflucht
Es gehen die Jungen, die Frauen, die gut Ausgebildeten. Das nagt an der Zivilgesellschaft im ländlichen Raum und reißt Löcher, die häufig rechtskonservative und rechtsextreme Netzwerke füllen.
Bei der Landtagswahl im vergangenen September wählten 26,2 Prozent der Anklamer die AfD. 9,3 Prozent entfielen auf die NPD.
Neue Freiräume entstehen
Willkommen beim Demokratiebahnhof
Mission Lächeln
Klar, es gebe die Rechten, "viele zeigen mir mit ihrem Gesichtsausdruck, dass sie Abstand wahren wollen. Für mich aber ist das eine Art Mission. Die Leute wissen so wenig über uns. Ich zeige ihnen, dass wir gute Menschen sein können. Die lernen dazu. Heute grüßt man mich auf der Straße, auch ein paar Rechte."
Seine Mission heißt Lächeln, das ist sein eigener Beitrag zum Zusammenleben in Anklam.
Mehr zum Projekt auf www.neulandgewinner.de
ZURÜCK ZU DEN WURZELN
ZURÜCK ZU DEN WURZELNWarum wachsen alte Getreidesorten in Afrika so viel besser als moderne Hochertragssorten? Um das herauszufinden, blickt die Robert Bosch Juniorprofessorin Michaela Dippold unter die Erde.
Als die Pflanzen aus Europa kamen...
"Viele Pflanzen, die in der Subsahara heimisch sind, haben Strategien entwickelt, um auf besonders trockenen und nährstoffarmen Böden zu gedeihen." Dippold hat sich verschiedene Böden aus Afrika nach Göttingen schicken lassen und alte Sorten gesät, um deren Fähigkeiten zu untersuchen.
Die Lösung liegt im Boden
"In der Rhizosphäre geht die Post ab. Hier entscheidet sich, wie gut eine Pflanze gedeiht", sagt die Forscherin.
Können Pflanzen voneinander lernen?
Sie hat bereits eine Ahnung. "Es gibt Hinweise, dass Pflanzen die Wasseraufnahme massiv verbessern können, indem sie Mucilage ausscheiden, eine Art Gel." Außerdem vermutet die Forscherin, dass Pilzgeflechte die alten Sorten mit Phosphor versorgen. Das gilt es nun herauszufinden und zu beweisen.
Das Ziel: den Hunger besiegen!
Bestätigen sich diese, steht die nächste Aufgabe an: Dann müssen günstige Schnelltests für neue Kreuzungen entwickelt werden, die hoffentlich die nötigen Überlebensstrategien draufhaben – und hohe Erträge liefern.
Denn die stark wachsende Bevölkerung Afrikas braucht dringend wesentlich mehr Getreide, als sie momentan erwirtschaften kann, um den Hunger zu besiegen.
WIE NACHHALTIG LEBEN WIR?
1995 - 1. Klimakonferenz in Berlin
1997 - 3. Klimakonferenz in Kyoto: Erstmals werden Emissionshöchstmengen für Industrieländer festgelegt (Kyoto-Protokoll).
2009 - 15. Klimakonferenz in Kopenhagen: Verhandlungen über Kyoto-Nachfolgeprotokoll scheitern.
2015 - 21. Klimakonferenz in Paris: Im Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll wird die Begrenzung der Erderwärmung auf weniger als 2 °C angestrebt.
2014 eigene Nachhaltigkeitsberichte
angefertigt.
begrenzen, müssten wir den
jährlichen CO₂-Ausstoß pro Kopf
radikal verringern.
eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige
Landwirtschaft fördern.
Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.
gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen
Lernens für alle fördern.
einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen
Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen
und effektive, rechenschaftspflichtige und inklusive
Institutionen auf allen Ebenen aufbauen.
POLITISCHE MEILENSTEINE
1992 - Umweltgipfel in Rio: Erster internationaler Vertrag zum Klimawandel (Agenda 21).
1995 - 1. Klimakonferenz in Berlin
1997 - 3. Klimakonferenz in Kyoto: Erstmals werden Emissionshöchstmengen für Industrieländer festgelegt (Kyoto-Protokoll).
2009 - 15. Klimakonferenz in Kopenhagen: Verhandlungen über Kyoto-Nachfolgeprotokoll scheitern.
2015 - 21. Klimakonferenz in Paris: Im Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll wird die Begrenzung der Erderwärmung auf weniger als 2 °C angestrebt.
Keine Armut
Ziel: Armut in jeder Form und überall beenden.
Begründer des Nachhaltigkeitsgedankens
Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann aus Sachsen, formuliert 1713 erstmals, dass nur so viel Holz geschlagen werden soll, wie auch nachwachsen kann.
90 Prozent
der Dax-Konzerne hatten bis zum Jahr
2014 eigene Nachhaltigkeitsberichte
angefertigt.
68 Mal
taucht der Begriff "nachhaltig" im aktuellen Koalitionsvertrag von Union und SPD auf.
95 KLEIDUNGSSTÜCKE
besitzt ein erwachsener Deutscher im Schnitt – ohne Unterwäsche und Socken. Das macht 5,2 Milliarden Kleidungsstücke. Jedes fünfte liegt ungenutzt im Schrank.
OVERSHOOT DAY
Wir leben über unsere Verhältnisse ‒ und das immer stärker: 2016 hatte die Menschheit bis zum 8. August bereits alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die die Erde in einem Jahr reproduzieren kann. 1987 lag der Tag noch am 19. Dezember.
Ende der Ölreserven
Neue Fördertechniken können das Ende zwar hinauszögern, trotzdem gehen die Reserven wahrscheinlich noch in diesem Jahrhundert zur Neige.
FLEISCHVERZEHR
Ein Deutscher isst im Schnitt rund 1 Kilogramm Fleisch pro Woche. Die benötigten Anbauflächen verschiedener Lebensmittel im Vergleich (pro kg):
CO₂ -FUSSABDRUCK
Um die Erderwärmung auf 2 °C zu
begrenzen, müssten wir den
jährlichen CO₂-Ausstoß pro Kopf
radikal verringern.
Kein Hunger
Ziel: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und
eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige
Landwirtschaft fördern.
Gute Gesundheitsversorgung
Ziel: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden
Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.
Hochwertige Bildung
Ziel: Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung
gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen
Lernens für alle fördern.
Frieden und Gerechtigkeit
Ziel: Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne
einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen
Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen
und effektive, rechenschaftspflichtige und inklusive
Institutionen auf allen Ebenen aufbauen.
Übersäuerung der Meere
Insbesondere Korallen und Algen leiden darunter – mit Folgen für die gesamte ozeanische Nahrungskette.
Erosion von Böden
Bodenausbeutung, Überweidung und Abholzung zerstören jährlich riesige Flächen.
CO₂-Ausstoß
Eine der Hauptursachen globaler Erwärmung. Steigt die Temperatur um mehr als 2 °C, drohen unkontrollierbare Folgen für das Klima.
Anstieg des Meeresspiegels
Schmelzendes Arktiseis bedroht ganze Inseln, Hafenstädte oder Länder wie die Niederlande.
Artensterben
Täglich sterben bis zu 130 Tier- und Pflanzenarten aus.
Abholzung
Für Weideland, Holz und Rohstoffabbau werden weltweit riesige Urwaldflächen zerstört.